Erste Chemo überstanden…und Danke

Ich hatte mich nach meinem ersten Text zu meiner Erkrankung nicht ganz wohl gefühlt. Oft war ich hin und hergerissen, ob ich das wirklich niederschreiben und vor allem bedingt öffentlich machen will. Obwohl nur Bekannte, Freunde und Familie es lesen ist es doch eine Überwindung. Ich fürchte mich hat TruemanTV sehr verändert. Seine Gefühlswelt preiszugeben fällt mir persönlich nicht sehr leicht und wenn dann eigentlich nur in Textform. Umso mehr habe ich mich über die vielen Reaktionen gefreut, die einen tatsächlich Kraft geben und ganz simpel erfreuen auch und besonders von Menschen, von denen man seit langem nichts gehört hat. Kommunikation die man im normalen Leben so einfach nicht führt und einen den Wert der Gemeinschaft noch einmal vor Augen führt. Man ist eben nie wirklich allein.

Gruppenbild

Meine erste Therapie ist geschafft und ich durfte sogar eine ganze Woche nach Hause, mit der Bedingung auf Achtsamkeit möglicher Ansteckungsgefahren. Was machen meine beiden Ältesten? Erstmal schön Fieber bekommen und die komplette Woche flach liegen. Gerade in der Phase benötigen Kinder viel Nähe und Körperkontakt. Ich mach es kurz, ich habe mich nicht angesteckt. Irgendwie dann doch gutes Timing, da meine Liebste in dieser Woche sonst alleine gewesen wäre mit zwei von drei kranken Kindern. Es sollte wohl so sein und es ging alles gut.

Außerdem war es mir bereits einen Tag nach der Entlassung möglich, meine Mutter zu ihrem Geburtstag einen Überraschungsbesuch abzustatten und auch meine Kinder zu überraschen. Die Kleinste ist mir nicht mehr von der Seite gewichen nach dieser langen Zeit. Schon ein verrücktes Gefühl seine Kinder nach über drei Wochen wiederzusehen. Diese eine Woche war wirklich wichtig für mich und die Familie, obwohl meine Nerven nach dieser Chemo nicht sehr strapazierfähig sind und man sich doch ab und zu zurückziehen muss.

Ich habe die erste Phase in meinen Augen recht gut überstanden. Hier kommt es sicherlich auf den Betrachter drauf an. Ich habe mich 12 Tage am Stück übergeben und dabei 10kg in nur neun Tagen verloren. Davon habe ich sieben Tage nichts gegessen, was ich erstaunlich fand, dass mir das recht leicht viel. Dieses ständige Übergeben war erträglicher als meine vier Monate andauernde erste Chemo, in der mir glatte vier Monate mal mehr mal weniger schlecht war. Mir war allerdings immer übel und das war diesmal mit ständigem Übergeben und am Ende nur noch Galle trotzdem erleichternder, als diese ständige Übelkeit ohne Erbrechen. Wofür man nicht alles dankbar sein kann. Lach. Meine Sorgen sind in jedem Fall kleiner geworden und ich bin ziemlich zuversichtlich was die kommenden Monate angeht.

Obwohl ich künstlich ernährt werden sollte, hielt ich die Ärzte hin, dass ich es bald wieder zur Nahrungsaufnahme schaffe, denn eine künstliche Ernährung ist immer eine Gefahr zur Infektion der Zugänge. Hat geklappt.

Das letzte mal habe ich unter 80kg gewogen als ich noch keine 18 Jahre alt war. Jetzt sind es 76kg, einfach unglaublich und wahrscheinlich noch nicht das Ende der Fahnenstange. Der Muskelaufbau wird ein gutes Stück Arbeit.

Zur Stammzellenrückgabe: Es war eigentlich gar nicht so schlimm und weniger kalt als erwartet. Mein Herz blieb stabil. Nur ein widerliches Kratzen im Hals und ein weniger schöner Frostschutzmittelgeruch, der die nächsten Tage meine Schwestern und Ärzte beim Ausdünsten beglückte.

Nach den vielen Büchern und Recherchen, bin ich zu vielen alternativen Heilungsmethoden gestoßen, die ich mit Sicherheit ausprobiert hätte bevor ich eine Chemotherapie beginne. Das hätte mich vielleicht sechs Wochen Aufschub gekostet aber der Versuch wäre es wert gewesen. Schade eigentlich, jetzt ziehe ich es erst einmal durch, da diese Therapie sehr erfolgversprechend ist. Wen es mal mit Krebs erwischt, sollte mich vielleicht einmal anrufen. Ich kann einige wertvolle Tipps geben, die evtl. helfen können in vielerlei Hinsicht.

Heute startet die zweite von drei Therapien und ich bin mir sicher, nicht noch einmal 12 Tage am Stück zu erbrechen. Alles im allen habe ich es mir schlimmer vorgestellt, wenn ich mich nach dieser zweiten Therapie auch so schnell erhole, werde ich im kommenden Jahr bereits wieder auf dem Fußballplatz stehen und manchmal sogar rennen. Im diesen Sinne, noch einmal vielen Dank für die vielen netten Worte und Angebote uns zu unterstützen. Es geht voran.

  6 comments for “Erste Chemo überstanden…und Danke

  1. Merit-Seto
    8. November 2015 at 18:51

    ich erinnere mich noch gut an den Party-Marcel, den ich vor Jahren getroffen habe (hab immer noch ein Bild von uns auf der Truemanparty mit in der Schrankwand stehen :D) und mir treibt es die Tränen in die Augen, wenn ich deinen Blog lese.
    Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es dir fällt, so offen über deine innersten Ängste und Nöte zu sprechen und bewundere das sehr. Noch mehr bewundere ich deine Herangehensweise an den Kampf gegen Krebs. Nicht alle schaffen es zu tun was nötig ist und geben auf ohne es zu versuchen.
    Ich schick dir jede Menge Liebe (denn heimlich bin ich immer noch in dich verliebt :p ) und wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft, Zeit miteinander und dir ein bisschen weniger Übelkeit in der zweiten Therapie. :) Beat it!

  2. Robert
    5. November 2015 at 6:14

    Ich drück Dir die Daumen das alles gut geht und wenn Du wieder fit bist, gehen wir mal einen trinken. :)

  3. Tim
    4. November 2015 at 6:56

    Ohne dich im Sturm ist es doch nur halb so schön.

  4. Petra M.Schumann Jones
    4. November 2015 at 5:04

    Lieber Marcel,
    Ich wünsche dir Kraft und alles Gute. Auch die besten Wuensche an deine Familie und halte uns weiter auf dem Laufenden.
    Viele lieber Gruesse, aus Boulder Colorado USA,
    Petra

  5. Adriana Liebregts
    3. November 2015 at 22:05

    Hey Marcel, ich bin echt total froh so einen Bericht von Dir zu lesen. So blöd wie das vielleicht klingen mag aber ich bin ganz fest davon überzeugt dass eine positive Einstellung in dieser schweren Zeit so wichtig ist. Als ich deinen letzten Bericht gelesen habe war ich so geschockt und habe in den letzten Wochen öfter an Dich gedacht und mich gefragt wie es Dir geht. Ich drücke Dir ganz doll die Daumen, dass du es schaffst nächstes Jahr wieder auf dem Fußballplatz zu stehen und ein Stück rennen zu können.

  6. 3. November 2015 at 21:00

    Lieber Marcel,

    ob ich jetzt schreiben kann, dass ich mich freue zu lesen, dass es bergauf geht, kann ich nicht sagen, das klingt so abgedroschen. Vor allem wenn man bedenkt, was Du, Dein Körper, Deine Familie derzeit durchmacht. Ich freue mich aber trotzdem, denn ich lese heraus, dass Du kämpfst und darüber bin ich unendlich froh. Diese Krankheit ist tückisch und mit eine der schwersten Prüfungen, die Du in Deinem Leben durchmachen wirst und ich weiß, dass Du stark bist. Du hast eine tolle Frau an Deiner Seite, Deine wunderbaren Kinder und alle Menschen, die Dich lieben. Bleib stark, kämpfe bitte immer weiter – und wenn es bedeutet, dass Du Dir die Seele aus dem Leibe kotzen musst (sorry), dann mach es und tritt dem Krebs in den Arsch.

    Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und ganz schnelle, volle Genesung.

    Viele liebe Grüße vom Angelauge :*

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